So war das Outdoor-Sommercamp 2022

Ein Bericht von Michael Schlabes, NaturFreunde Leipzig

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Ob Kajakfahren, Klettern oder Canyoning: Im jährlich stattfindenden Outdoor-Sommercamp der NaturFreunde können Familien unterschiedlichste Natursport-Aktivitäten ausprobieren und dabei Schritt für Schritt die entsprechenden Techniken lernen. Michael Schlabes von den NaturFreunden Leipzig nahm am diesjährigen Camp vom 6.  bis 13. August in Tirol teil und berichtet:

Freunde der Natur sind wir schon lange. Die NaturFreunde kannten wir aber bis vor kurzem noch nicht, und Zelten mit den Kindern war für uns auch ein Novum. Aber das Outdoor-Sommercamp hatte unsere Neugierde geweckt, also schnell noch in der Leipziger Ortsgruppe angemeldet und ab nach Österreich zum Amlacher Hof.

Bei der Ankunft erwischen wir eine kurze Regenpause, um die zwei kleinen Zelte aufzubauen. Es zeigt sich recht bald, dass das ältere von beiden nicht mehr richtig wasserdicht ist. Insgesamt sind wir schlecht ausgestattet, verglichen mit den Camping-Profis, die mit dem Van oder einem Wohnwagen angereist sind. Das schlechte Wetter schlägt mächtig aufs Gemüt. Aber alle sind sehr hilfsbereit und stellen uns z. B. einen kleinen Pavillon zur Verfügung, wo wir trocken essen können.

Spätestens am zweiten Tag steigt die Stimmung. Die Sonne scheint wieder, alle Teilnehmenden fahren samt Bergen von Material zum See, laden in Windeseile sämtliche Kajaks, Riverbugs, die „Neos“ und Kletterzubehör auf der Wiese ab, und dann gibt es erst mal eine Kennenlernrunde.

Die Meisten sind Wiederholungstäter*innen und eher im Süden Deutschlands beheimatet, so fallen wir als Neulinge aus Sachsen etwas aus der Reihe, werden aber umso herzlicher in die Gemeinschaft aufgenommen.

Es sind dieses Mal ungewohnt wenige Familien beteiligt, wie man uns berichtet. Ist uns nur recht, denn so können sich die Trainer*innen der Fachgruppen Kanu- und Bergsport umso intensiver um uns Anfänger*innen kümmern.

Familienspaß im Wasser und am Fels

Und so lernen wir sonntags zunächst die Handhabung von Riverbugs kennen und dürfen uns im Wildwasser-Kajak ausprobieren. Interessant zu sehen, wie Fortgeschrittene und Profis in voller Montur die Eskimo-Rolle üben! Zwischendurch wird auf der Slackline die Balance trainiert und schon mal der Achterknoten geübt. Als teambildende Maßnahme treten die Riverbugger*innen gegen die Kanut*innen im Wasserbasketball an.

Am Montag gibt es Bergsport. Wir fahren zum Klettergarten am Kreithof hinauf und laufen zu einem der neun Sektoren, wo wieder sehr routiniert und zügig einige Seile zum Toprope-Klettern eingehängt werden. Vorrangig kommen die Kinder auf ihre Kosten, indem sie den Fels bezwingen und bis ganz oben klettern. Die Anfänger*innen unter den Erwachsenen werden in der Sicherungstechnik unterwiesen.

Abends finden sich auf dem Campingplatz immer kleinere und größere Gruppen, die nett beim Bier zusammensitzen, sich näher kennenlernen und das Erlebte Revue passieren lassen.

Nervenkitzel für die, die es wollen

Dienstags klettern wir wieder, diesmal allerdings am Drahtseil mit Klettersteigset. Landschaftlich ein Highlight: die Galitzenklamm. Zunächst gehen alle den Familienklettersteig. Nach einer kurzen Rast folgt dann der anspruchsvollere Steig direkt durch die Klamm und über dem tosenden Wasser. Für unseren Jüngsten (und seine besorgten Eltern) eine echte Herausforderung! Während sich die Kleinen am Wasserspielplatz von dem Abenteuer erholen, gehen einige Unerschrockene noch den „Dopamin“-Klettersteig, der seinem Namen alle Ehre macht.

Mittwoch steht Wassersport auf dem Programm. Mir rutscht das Herz in die Hose. Die Isel ist zu diesem Zeitpunkt angeblich das ruhigste Fließgewässer weit und breit – ich als Flachländer finde sie trotzdem recht wild. Immerhin: Ich bleibe im Kajak, gehe nicht schwimmen, und nach einer Weile macht es richtig Spaß, zwischen der Strömung und dem Kehrwasser zu wechseln. Unser Jüngster lässt sich zusammen mit seinem neuen Freund auf den Riverbugs vom Michl den Fluß abwärts lotsen und kann von den Wellen nicht genug bekommen. Sein großer Bruder hingegen hat am Klettersteigen dermaßen Gefallen gefunden, dass er sich mit einer kleinen Gruppe abermals den Bergsportler*innen anschließt.

Am späten Nachmittag gehen wir dann noch Wildwasser-Schwimmen in der Drau. Hier lernen wir, wie man sich verhält, wenn es einen doch mal auskippt: Füße nach vorn, Rückenschwimmen und aus der Strömung herausrollen. Und wenn's nicht klappt, wirft einer der drei Notretter*innen den Seilsack und zieht uns raus. Auch mit Neoprenanzügen zittern wir irgendwann vor Kälte, trotzdem wollen wir immer wieder ins Wasser und gerettet werden.

Am Donnerstag, wir haben uns in zwei Gruppen aufgeteilt, gehen wir zunächst auf die Suche nach einem Geocache. Zugegeben: Die Kultur kommt etwas zu kurz in dieser Woche. Imke wirbt vergeblich für die Vernissage einer Ausstellung von Gerhard Haderer auf Schloss Bruck. Die meisten von uns sind abends einfach zu müde von den sportlichen Aktivitäten. Aber dank Andreas' Zusatzprogramm lernen wir immerhin etwas Geschichte und einige Sehenswürdigkeiten von Lienz kennen.

Unsere erste Canyoning-Erfahrung

Dann darf ich in der zweiten Gruppe mit zum Canyoning (leider erst ab 12 Jahren), während meine Familie sich am Pool vom langen Marsch durch die Sommerhitze erholt. Wir fahren zum Parkplatz, steigen eine dreiviertel Stunde zum Einstieg auf, wo wir nach einer kurzen Sicherheitseinweisung durch den Dorfbach talwärts gehen. Wieder kommen die „Neos“ zum Einsatz, festes Schuhwerk wird gebraucht und spezielle Klettergurte mit verstärktem Hosenboden. Helm nicht zu vergessen!

Die Passagen ohne Seil sind einfach nur schön, eine ganz eigene Art des „Wasserwanderns“. Spannend wird es immer an den steilen Stellen, wo abgeseilt wird. Und zum Schluss gibt es noch eine gehörige Dusche zwischen den glitschigen Felsen, großartig! Wieder etwas zum ersten Mal gemacht – aber sicher nicht zum letzten Mal.

So schnell kann eine Woche vergehen: Am letzten Tag gehen wir nochmals Felsklettern, damit die Anwärter*innen ihren Kletterschein machen können. Die Kanusportler*innen suchen sich ihr eigenes Abenteuer auf echtem Wildwasser. Abends sollte eigentlich noch das traditionelle Riverbug-Turnier im Pool stattfinden. Leider schließt sich der Kreis – es regnet wieder. Trotzdem sitzen wir noch mit allen Teilnehmenden zusammen, bedanken uns für die vorbildliche Organisation bei den Trainer*innen und lassen das Camp gemütlich ausklingen.

Am nächsten Morgen reisen viele ab, man verabschiedet sich herzlich. Einige, so auch wir, bleiben noch ein paar Tage und verlängern das Outdoor-Sommercamp nach eigenem Gusto. Das gemeinsam Erlebte schweißt zusammen, und so gibt es weiterhin Unternehmungen in der Gruppe.

Ob und in welcher Form das Camp im kommenden Jahr wieder stattfinden wird, ist derzeit noch nicht klar. Sicher ist aber: Wenn wir es irgendwie einrichten können, sind wir wieder dabei.

Michael Schlabes
NaturFreunde Leipzig

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