Kurz vor Beginn des Weltklimagipfels (COP24) im polnischen Kattowitz haben erneut Zehntausende Menschen bei den Klima-Kohle-Demos für mehr Tempo beim Kohleausstieg und Klimaschutz demonstriert.
In Berlin machten 16.000 und in Köln über 20.000 Demonstrant*innen mit unzähligen Bannern, selbst angefertigten Schildern, Kostümen, Sprechchören und langen Demonstrationszügen durch die Innenstädte deutlich, wie enttäuscht sie mittlerweile über die Untätigkeit der Politik sind.
Die NaturFreunde Deutschlands sind Mitglied des Demo-Trägerkreises und beherbergen das Demo-Organisationsbüro in den Räumen der Landesgeschäftsstelle Berlin. Anmelder beider Demonstrationen ist Uwe Hiksch, Mitglied des NaturFreunde-Bundesvorstands, der auch die Demoleitung in Berlin innehatte. Die Demoleitung in Köln übernahm Maritta Strasser, Bundesgeschäftsführerin der NaturFreunde Deutschlands. Maritta hielt zudem die Auftaktrede in Köln. In Berlin sprach Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands. Auch die Naturfreundejugend Deutschlands stellte Redner*innen: Frauke Gehrau in Berlin und Jannis Gustke in Köln – beide Mitglieder der Bundesjugendleitung. In Köln moderierte Talin Kalatas von der NaturFreunde-Stärkenberatung die Auftakt- und Abschlussveranstaltung. Die NaturFreunde-Landesverbände NRW und Berlin organisierten zudem eigene Demoblöcke und Infostände, die NaturFreunde Deutschlands stellten einen Demolaster in Berlin.
Schließlich ist die Klimakrise längst bittere Realität und trotz aller Konferenzen und Beschlüsse steigt der weltweite Kohlendioxidausstoß immer weiter an, wie erst kurz vor den Demonstrationen nochmals vom UN-Umweltprogramm bestätigt worden war.
„Seit 30 Jahren wissen wir Bescheid: Bis zum Ende dieses Jahrhunderts droht eine globale Erderwärmung um drei Grad. Die Umweltzerstörung eskaliert. Aber die Politik verbleibt in einer niedergehenden Epoche, die das wirtschaftliche Wachstum wie ein Goldenes Kalb verehrt. Das Schneller, Höher und Weiter birgt den Keim der Vernichtung in sich.“
Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands und Auftaktredner in Berlin
Auch Deutschland ist längst vom Vorreiter zum Bremser im Klimaschutz geworden. Die Bundesregierung hat nicht nur ihr Klimaziel für das Jahr 2020 aufgegeben (minus 40 Prozent Treibhausgase im Vergleich zum Jahr 1990). Aktuell steht Deutschland bei etwa minus 32 Prozent. Auch die eigentlich für Dezember angekündigten Empfehlungen der Kohlekommission zum Kohleausstieg Deutschlands wurden auf das kommende Jahr verschoben.
"Die Verschiebung des Abschlussberichtes ist ein übles Foul auf Druck der Kohle-Lobby, lanciert von ein paar Ministerpräsidenten ohne Rückgrat. Das ist peinlich, und mehr als das: Es ist unverantwortlich."
Maritta Strasser, Bundesgeschäftsführerin der NaturFreunde Deutschlands sowie Demoleiterin und Auftaktrednerin in Köln
So muss die deutsche Delegation nun mit leeren Händen zur Klimakonferenz nach Kattowitz fahren, wo das Pariser Klimaziel – die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen – eigentlich durch konkrete nationale Maßnahmen unterfüttert werden soll. „Dort wird sich entscheiden, ob die Politik es ernst meint, die globale Erwärmung bei 1,5 Grad zu begrenzen“, sagte Michael Müller in seiner Auftaktrede in Berlin.
Viele Demonstrant*innen zeigten sich geradezu entsetzt darüber, dass den Interessen der fossilen Wirtschaft immer wieder Vorrang vor der Menschheitsaufgabe Klimaschutz eingeräumt wird. „Wir sind im Endspiel um unsere Zukunft und die unserer Kinder und Enkel”, kritisierte das Demobündnis, in dem die NaturFreunde Deutschlands wieder eine tragende Rolle übernahmen.
"Wir lassen es uns nicht länger bieten, dass unsere Gesundheit, unsere Heimat und unsere Zukunft der Kohle-Lobby geopfert werden. Wenn die Bundesregierung nicht aus eigener Einsicht handelt, dann zwingen wir sie dazu. Unsere Proteste hören erst auf, wenn die Braunkohle Geschichte ist."
Maritta Strasser, Auftaktrednerin in Köln