Online-Vortrag im Rahmen der Vortragsreihe Treffpunkt i
Klimakrise, Ausstieg aus den fossilen Energien, Zerstörung der Biodiversität – die Umweltpolitik ist ins Zentrum der politischen und öffentlichen Debatte gerückt. "Klimaneutralität" ist zum Schlüsselwort des Wahlkampfs geworden. Doch was ist damit gemeint, was steckt dahinter?
Denn trotz der Bedeutung des Themas gibt es keine klare Definition, was Umweltpolitik ist und sein muss. Mehrheitlich ist sie der Versuch, das Gewohnte, also das, was ist, auf der Basis der erneuerbaren Energien fortzusetzen. Das wird nicht funktionieren. Umweltpolitik muss zur gesellschaftlichen Reformpolitik werden.
Nachhaltigkeit, Öko-Deal – die Debatte wird bestimmt von Kunstbegriffen, von Frames, weil die Inhalte beliebig interpretiert werden. Tatsächlich ist die Umweltkrise jedoch eine Folge der bisherigen Einrichtung der Welt, insbesondere des kapitalistischen Verwertungszwangs. Denn wir überschreiten heute planetarische Grenzen, weil die Endlichkeit des Erdsystems für menschliches Leben missachtet wird. Ohne einen grundlegenden Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft wird es keinen neuen Fortschritt geben. Und auch keine Lösung der Umweltprobleme.
Dieser Perspektivwechsel ist notwendig, um den Herausforderungen des Anthropozäns (Menschenzeit) gerecht zu werden. Die industrielle Zivilisation ist zur stärksten Naturgewalt geworden. Schon die schiere Quantität der Natureingriffe kann zur ökologischen Selbstvernichtung führen. Umgekehrt kann das Anthropozän auch, wenn die politischen Weichen dafür gestellt werden, zu einer neuen Emanzipation der Menschen führen.
Damit unterscheidet sich linke Umweltpolitik von "Handeln im bestehenden System", Bevormundung, individuellem Verzicht. Sie muss zu einem Projekt der sozialen und ökologischen Befreiung in Solidarität mit der Zukunft der Menschheit werden. Mehr Demokratie, Stärkung des öffentlichen Sektors, Erneuerung der Infrastruktur, etc. gehören dazu.
Wie die soziale Befreiung des abhängigen Menschen durch den Sozialstaat muss es jetzt zur sozial-ökologischen Befreiung gehen.
Referent*in: Michael Müller, Bundesvorsitzender der NaturFreunde Deutschlands
Der Vortrag ist Teil der Vortragsreihe "Treffpunkt i" und findet über das Programm Zoom statt. Die Einwahldaten erhältst du nach deiner Anmeldung.
NaturFreunde Bundesgeschäftsstelle
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