Nach und nach fallen die Inzidenzwerte in der Corona-Pandemie und auch bei den haupt- und ehrenamtlichen Verantwortlichen für die mehr als 400 Naturfreundehäuser macht sich größtenteils Erleichterung breit.
Belegungen laufen an, viele Naturfreundehäuser können ihre Gastronomie schrittweise öffnen. Nach mehreren Monaten meist ohne feste Einkünfte erzielen die Häuser wieder dringend benötigte Einnahmen. Jedoch stellt sich die Lage der Häuser als sehr unterschiedlich dar.
Bangen und Zuversicht
So verschieden wie die 400 Naturfreundehäuser gelegen und ausgerichtet sind, gestalten sich auch ihre Ausgangsbedingungen für Öffnungen: Häuser mit Gastronomieangebot können eher ihren Betrieb aufnehmen als reine Übernachtungshäuser. Naturfreundehäuser in Stadtnähe sowie an Rad- und Wanderwegen sind schon jetzt wieder stärker besucht.
In Regionen, in denen die Inzidenzwerte niedrig sind, ist auch das Übernachtungsangebot wieder angelaufen. Viele der Verantwortlichen dieser Häuser schätzen ihre Perspektive als gut ein, so zum Beispiel auch Jutta Wiese vom Naturfreundehaus Badenhausen im Harz: „Wir haben seit Pfingsten wieder den Betrieb aufgenommen, seitdem wird das Haus – mit Abständen zwischen den Buchungen – belegt. Die Wochenenden sind bis November ausgebucht. Defizite konnten wir glücklicherweise durch Unterstützung vom Land überbrücken. Wir schauen optimistisch in die Zukunft.“
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In einigen Häusern werden Wartelisten geführt, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt, so zum Beispiel im Naturfreundehaus Auf dem Geisberg im Südschwarzwald. „Ab Juli werden wir wieder Übernachtungen in unserem Haus anbieten. Wegen der vielen Pandemie-bedingten Terminverschiebungen haben wir einen Rückstau bei den Buchungen. Wir werden wohl die nächsten zwei Jahre keine freien Termine haben“, berichtet Jutta Broß, Wanderwartin und zuständig für die Belegung des Naturfreundehauses.
Es gibt allerdings auch Häuser, die angesichts der Unberechenbarkeit des Pandemie-Verlaufs eine Zurückhaltung der Nutzer*innen bei den Buchungen spüren. Auch haben einige Häuser Schwierigkeiten, ehrenamtliche Helfer*innen zu finden: Insbesondere ältere Menschen, die sonst gern geholfen haben, sagen aus Respekt vor einer Ansteckung ab. Nicht jedes Haus wird die Pandemie überstehen – aus den unterschiedlichsten Gründen. „Seit neun Monaten hatten wir keine Einnahmen, das geht an die Substanz“, berichtet Hausreferent Waldemar Grytz vom Naturfreundehaus Römerstein. „Für geplante Investitionen fehlten uns die Einnahmen, ein Haus mussten wir wegen fehlender wirtschaftlicher Perspektive verkaufen“, erklärt Monique Broquard die Situation des Landesverbands Saarland.
Kompliziert ist die Häusersituation im Landesverband Bremen: Dort liegt ein Naturfreundehaus in Grenzlage zwischen den Bundesländern Bremen und Niedersachsen, sodass sowohl die Bremer als auch die niedersächsischen Hygienevorschriften eingehalten werden müssen – eine Herausforderung. Kindergärten als Hauptzielgruppe des Hauses haben zudem so hohe Auflagen, dass Joachim Holtmann vom Landesverband Bremen erstmal keine Buchungen erwartet: „Für die Förderung des Sonderprogramms Jugend des Bundesfamilienministeriums sind wir deshalb sehr dankbar.“
Überleben dank Hilfen
Viele Naturfreundehäuser haben in den vergangenen Monaten von dem Sonderprogramm Jugend der Bundesregierung oder von Förderprogrammen der Länder und Kommunen profitiert und konnten so Einnahmeausfälle zum Teil ausgleichen. Für etliche waren die Hilfen existentiell.
Naturfreundehäuser, die nicht die Möglichkeit haben, ausgefallene Einnahmen aus der Beherbergung durch zusätzliche Einnahmen der Gastronomie zumindest teilweise aufzufangen, werden wohl auch in den nächsten Monaten weiter auf Hilfe angewiesen sein.