„In diesem Sommer war alles anders"

Jugendfreizeiten sind wieder möglich – allerdings unter ganz neuen Bedingungen

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Sich treffen, gemeinsam Neues entdecken und Ideen umzusetzen: Das war für junge Menschen in diesem Sommer auf den Freizeiten der Naturfreundjugend endlich wieder möglich. Vorher hatten behördliche Corona-Auflagen Klassenfahrten, Ferienfreizeiten und auch einfache Gruppentreffen lange unmöglich gemacht.

„Ich würde es einfach Leben nennen“, sagt Sybille Ott, Teamerin von Ferienfreizeiten bei der Naturfreundejugend Sachsen. Man merkt ihr die Begeisterung an, wenn sie von den Ferienprogrammen und der dabei zurückgewonnenen Freiheit der Kinder und Jugendlichen erzählt: „Immer
freitags kamen wir zurück, samstags wurde gewaschen und sonntags ging es wieder los.“

So ermöglichten sie und viele andere Teamer*innen der Naturfreundejugend wieder Begegnungen von Kindern und Jugendlichen mit Gleichaltrigen. Bei einer Erlebnisfreizeit mit Floßbauen und Trekking war für die Teilnehmenden selbst die Übernachtung im Wald bei Dauerregen nicht schlimm – Hauptsache zusammen sein!

„Langeweile auf der Ferienfreizeit, wie es vor Corona auch schon mal vorkam, gab es in diesem Jahr gar nicht“, berichtet auch Nora Determann von der Naturfreundejugend Württemberg. „Alle hatten immer etwas zu tun, waren gemeinsam unterwegs im Wald, niemand wollt auf dem Zimmer sitzen. Man hat schon gemerkt: In diesen Sommer war alles anders.“

Doch die wiedergewonnene Freiheit bei Kinder- und Jugendfreizeiten ist für die Organisator*innen auch mit einem Mehr an Aufwand verbunden. Nora Determann zum Beispiel übernachtete mit ihrer Gruppe in einem Naturfreundehaus mit öffentlicher Gastronomie. Hier war es zwar möglich, einen Teil des Platzes abzusperren, sodass „ihre“ Kinder keine Maske tragen und keinen Abstand wahren mussten. „Aber für uns Teamer*innen war es schon komisch. Wir kamen uns ein wenig vor wie im Zoo.“ Die Kinder allerdings hätten das gar nicht so wahrgenommen. „Sie waren einfach nur froh, wieder auf eine Freizeit zu kommen und Gleichaltrige zu treffen.“ Um nicht zu viel Berührungen mit anderen Hausgästen zu haben, organisierten die Teamer*innen deshalb viele Aktivitäten in der Natur.

Determann plante ihr Freizeiten zudem mit maximal 36 Personen: „Bei mehr als 36 Teilnehmenden hätten wir die Gruppe teilen müssen, was die Organisation viel komplizierter macht.“ Die Teilgruppen brauchen dann nämlich abgegrenzte Zimmer, Essenszeiten und Aktivitäten. Bei gemeinsamen Gruppentreffen muss Maske getragen und Abstand gewahrt werden. So kann aber kein Gemeinschaftsgefühl aufkommen.

Einen deutlichen Mehraufwand bedeuteten auch die Testvorschriften. Zu Beginn der Ferienfreizeit mussten die Teamer*innen die Testnachweise überprüfen und die Gesundheitsbestimmungen erklären. „Das dauert dann alles länger“, so Determann. Auch mussten bei längeren Aufenthalten Selbsttests durchgeführt werden. „Viele Kinder bekommen das gut hin und wir waren froh, dass niemand an Corona erkrankte“, sagt Sybille Ott. Die Dresdnerin fragt sich allerdings, wie das alles mit kostenpflichtigen Tests funktioniert. „Ich hoffe, wir werden nicht gezwungen, Kinder auszuschließen“, hofft Ott.

Das wäre schade, denn dank des Corona-Aufholpaketes der Bundesregierung wird es 2022 viele günstige Freizeitangebote geben können. Teilweise konnten diese „Corona-Gelder“ auch schon 2021 genutzt werden, aufgrund der späten Freigabe allerdings vielfach erst in der zweiten Hälfte der Sommerferien.

„Im nächsten Jahr werden wir diese Gelder verstärkt nutzen. Damit können wir dann fast kostenlose Angebote machen“, freut sich Nora Determann. Das Aufholpaket sei eine gute Chance, mit niederschwelligen Angeboten auch neue Kinder und Jugendliche zu erreichen. Sybille Ott: „Die vielen Freizeitangebote haben sich die Kinder wirklich verdient.“

Mareike Spielhofen