Dem Wald wieder Luft zum Atmen zu geben

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Bereits jetzt belastet der Klimawandel unsere Natur: Deutschlandweit haben andauernde Hitze und Trockenheit dem Wald erheblich zugesetzt. Allerdings machen die aktuelle Baumartenzusammensetzung und die Langfristigkeit der Wälder ein schnelles Reagieren auf den Klimawandel fast unmöglich. Fichten sind von der Massenvermehrung des Borkenkäfers besonders getroffen. Die trocken-heißen Sommer und milden Winter begünstigen die Ausbreitung von Schädlingen. Auch Laubbäume sind betroffen und Krankheiten wie zum Beispiel das Eschentriebsterben verbreiten sich wie ein Lauffeuer.

Auch in den saarländischen Wäldern hinterlässt der Klimawandel seine Spuren. Trotzdem steht der saarländisch Wald im Bundesvergleich verhältnismäßig gut da. Das Saarland ist Vorreiter hinsichtlich seiner laubbaumdominierten Baumartenzusammensetzung sowie mit der naturnahen Bewirtschaftung seines Staatswaldes.

Reinhold Jost (SPD) ist saarländischer Minister für Umwelt und Verbraucherschutz und Mitglied der NaturFreunde Saarland.

Wenn es um Nachhaltigkeit geht, zeigt sich, dass eine rote Linie in der Umweltpolitik bisher noch nicht geschadet hat. Diese rote Linie werde ich auch weiter verfolgen. Zukunftstaugliche Konzepte, die unseren nachfolgenden Generationen einen starken und beständigen Wald hinterlassen, sind daher notwendig. Die Gefährdung der Ökosystemleistungen unseres Waldes durch die Folgen des Klimawandels muss bekämpft werden. Luftreinerhaltung, Wasser- und Bodenschutz, Schutz vor Erosion und Lawinen, aber auch die nachhaltige Bereitstellung des Rohstoffes Holz und vor allem die Erholung der Men-schen sind alles Leistungen, die einen intakten, gesunden und erschlossenen Wald voraussetzen. Waldbesitzende und Forstleute sind dabei diejenigen, die mit ihrer Arbeit unseren Wald gestalten und vor allem die ökonomischen Folgen des Klimawandels zu tragen haben. Mit diesen Folgen dürfen sie nicht alleine gelassen werden.

Die Bundesregierung hat zur Behebung der Schäden im Wald Hilfen auf den Weg gebracht, unterstützt Kommunal- und Privatwälder bei der Wiederaufforstung und fördert die Stabilisierung des Waldes aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes. Über das „Ob“ gibt es nichts zu diskutieren – die Hilfen waren überfällig – allerdings über das „Wie“. Denn dabei bleibt der Staatswald auf der Strecke, da die Förderung bisher nur auf Privatwaldbesitzer*innen und Kommunen abzielt. Hier sehe ich Nachholbedarf.

Walderhalt hat seinen Preis: Wie im Saarland sollte dieser nicht durch erhöhten Einschlag oder Personaleinsparungen gezahlt werden. Stattdessen kompensieren wir die Einnahmeverluste aus dem Landeshaushalt. Der SaarForst zum Beispiel erhält in den nächsten zwei Jahren jeweils 5,5 Millionen Euro Landesgeld. Trotz der vergleichsweise guten Situation im Saarland lasse ich mich nicht davon abhalten, mich in Berlin dafür einzusetzen, dass auch unser Staatswald die notwendige Unterstützung vom Bund erhält.

Genauso wichtig gelten die Hilfen für die Anerkennung der Ökosystemleistungen des Waldes. Für diese wertvollen öffentlichen Leistungen muss es auch öffentliche Gelder geben! Wer seinen Wald in besonderer Weise pflegt und damit Klimaschutz betreibt, soll auch belohnt werden – das gilt für alle Waldbesitzer.

Ich kämpfe weiter auf allen Ebenen für eine finanzielle Anerkennung der Kohlenstoff-Speicherleistung des Waldes. Einen Lösungsansatz bieten die Mittel des Energie- und Klimafonds der Bundesregierung, die über die Kohlendioxid-Bepreisung eingenommen werden. Diese sollten als Honorierung für die Waldpflege, die über die gesetzlichen Grundpflichten hinausgeht, zum Aufbau, zur Sicherung und zur Entwicklung klimastabiler Wälder nutzbar gemacht werden. Wir möchten die Waldbesitzer*innen unterstützen, die sich bei der Bewirtschaftung gezielt mit Klimaleistungen, Artenvielfalt, Nachhaltigkeit und öffentlicher Daseinsvorsorge auseinandersetzen.

Jeder Schritt hilft uns, einen klimastabileren Wald zu gestalten. Mit Blick auf die rapiden klimatischen Veränderungen führt kein Weg daran vorbei. Dabei müssen wir behutsam vorge-hen, um unserem Wald wieder Luft zum Atmen zu geben. Unser Ziel ist es, diesen Weg zusammen mit allen Beteiligten offen und transparent zu beschreiten.

Reinhold Jost