Eintausend neue NaturFreund*innen

Wie Mitgliedergewinnung mit der Methode „Ohren auf und Arme auf“ funktioniert

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Rote und grüne Balken neben Zahlenkolonnen. Fein aufgeschlüsselt habe ich die Mitgliederentwicklung bei den NaturFreunden in Deutschland in der Hand. Die Statistiken zeigen, dass es Ortsgruppen gibt, die wachsen und solche, die kaum neue Mitglieder aufnehmen.

Letzteres ist ein Problem, weil diese Ortsgruppen älter werden. Ihnen fehlen dann immer mehr ehrenamtlich engagierte Menschen, um die Naturfreundehäuser zu betreuen und ein attraktives Programm aufrechtzuerhalten. Damit sinken auch ihre Chancen, in ihrem Umfeld positiv Einfluss zu nehmen.

Wie finden neue Mitglieder zu uns? Auf diese Frage gibt es Tausend Antworten. Denn jede*r NaturFreund*in begegnet im Alltag Menschen, die diese neuen Mitglieder sein könnten. Wenn, ja wenn … Wenn was eigentlich? Was könnte diese Menschen bewegen, NaturFreunde zu werden?

Wer sich diese Frage stellt, ist schon auf dem besten Weg. Erst Ohren auf, dann Mund auf – diese Reihenfolge erspart viel Frust. Versuche, dein erhofftes neues Mitglied so gut wie möglich kennenzulernen. Erkenne Bedürfnisse und Talente – und sprich dann genau diese an.

Du hast in deiner Ortsgruppe das Mitgliederwachstum angekurbelt oder hast Ideen, wie sich neue Mitglieder gewinnen lassen? Dann schick deine Ideen und Erfahrungen an Maritta Strasser: mitgliederwerbung@naturfreunde.de

Etwa so: „Du hast wirklich einen guten Orientierungssinn und deine Kondition ist auch nicht von schlechten Eltern. Würde es dir vielleicht Spaß machen, dein Können anderen weiterzugeben?“ Oder so: „Na, du scheinst dich ja bei uns im Naturfreundehaus richtig wohlzufühlen. Weißt du eigentlich, dass du es auch zu deinem Haus machen kannst?“

Wichtig ist: Sei konkret, aber einladend. Lass deinem Gegenüber die Möglichkeit, frei zu entscheiden. „Du musst“ und „du sollst“ hört niemand gern. „Du kannst“ und „du darfst“ klingen viel besser.

Zeit ist immer knapp und Geduld noch knapper. Deshalb komme schnell zum Punkt und sage gleich, was du im Angebot hast. Die Vorteile, die eine Mitgliedschaft bei den NaturFreunden bietet, sind zahlreich: Preisnachlass im Naturfreundehaus, gute Sportausbildungen, Seminare, vielfältige Gemeinschaftserlebnisse, internationaler Austausch, antirassistische Arbeit, interessante Verbandszeitschriften, abwechslungsreiche Ortsgruppenprogramme. Verbinde diese Vorteile mit unseren Werten, unserem Kampf für eine nachhaltige und gleichzeitig sozial gerechte Gesellschaft!

Und was ist, wenn du die erhofften neuen Mitglieder gar nicht persönlich triffst, sondern einen Flyer, ein Poster oder einen Aushang für sie machst? Auch dann kannst du die Methode des „Ohren auf und Arme auf“ anwenden. Deine Phantasie erledigt den Job des Zuhörens.

Dazu stellst du dir den Leser deines Flyers oder die Fußgängerin vor deinem Aushang möglichst genau vor. Hast du das Bild, dann schlüpfe in die Rolle dieser Person. Wie würde sie diesen Text finden? Erkennt sie sich in deinem Aushang wieder?

Mitgliederwerbung kann überall dort stattfinden, wo Nichtmitglieder mit den NaturFreunden in Berührung kommen. Im Naturfreundehaus ebenso wie bei Veranstaltungen, Festen und Infoständen. Ein Mitgliedsantrag kann und sollte allem beigelegt werden, was deine Ortsgruppe auf gedrucktem Papier verteilt.

Die beste Werbung für neue Mitglieder sind Mitglieder. Warum nicht im Freundes- und Bekanntenkreis anfangen? Ortsgruppen können Mitglieder, die neue Mitglieder werben, mit einem Dankeschön belohnen. Wobei die Geste und die Wertschätzung oft das Wichtigste ist.

Tauscht euch auch in der Ortsgruppe oder im Landesverband über eure Erfahrungen in der Mitgliederwerbung aus. Was war erfolgreich, womit wurden Menschen am besten überzeugt? Denn das, was erfolgreich ausprobiert wurde, können andere genauso erfolgreich nachmachen.

Nach unserer Erfahrung ist eine der wichtigsten Maßnahmen die Möglichkeit, Mitgliedsanträge online zu stellen. Sehr erfolgreich kann auch die Mitgliederwerbung im Naturfreundehaus sein. Allein die Naturfreundehäuser Bodensee (L 51) und Feldberg (L 40) haben in den letzten Jahren zusammen fast eintausend neue Mitglieder gewonnen. Die Ortsgruppe Bad Vilbel wächst dank eines konsequenten Ausbaus ihrer Angebote für Kinder und Familien. Und die Naturfreundejugend hat mit der Gründung von Hochschulgruppen gute Erfahrungen gemacht (siehe auch NATURFREUNDiN 4-18, Seite 20).

In der Bundesgeschäftsstelle sammeln und teilen wir diese Erfahrungen, damit die besten Ideen in jede Ortsgruppe gelangen – und die grünen Balken, die für Mitgliederzuwachs stehen zahlreicher werden.

Maritta Strasser
Bundesgeschäftsführerin der NaturFreunde Deutschlands