Vater und Sohn mit Fahrrad und Kyburz auf Erkundungstour
Vor wenigen Tagen starteten Timo Jannek Müller (17) zusammen mit seinem Vater Bernd Müller von den NaturFreunden Oberbarnim-Oderland eine Fahrradtour von Bad Freienwalde in Nordostbrandenburg zur Ostsee. Timo fuhr dabei ein 30 Jahre altes Fahrrad mit Elektro-Unterstützung, die allerdings nur bedingt funktionierte. Sein Vater Bernd ist seit dem 5. Lebensjahr gehbehindert und kann deshalb kein Fahrrad mehr fahren.
Deshalb begleitete er seinen Sohn mit einem Kyburz-Elektroroller. Dieses ist auch bereits aus dem Jahr 2013 und war insofern erschwinglich. Die Schweizer Firma Kyburz nimmt ausrangierte Schweizer Postroller zurück in die Firma und arbeitet sie wieder auf, um sie dann gebraucht vergünstigt zum Beispiel an Behinderte abzugeben, wo sie im zweiten Leben dem Behinderten ein völlig neues Lebensgefühl geben.
Bernd Müller kennt es selbst. Als er vor 10 Jahren keinen Schritt mehr ohne Hilfsmittel machen konnte, bekam er starke Angststörungen und konnte seine Wohnung nicht mehr verlassen. Es brauchte Jahre, bis er seine Ängste überwinden konnte und die Störung in den Griff bekam. Er wollte einmal zur Ostsee mit dem Fahrrad. Diesen Traum hat er sich zumindest teilweise zusammen mit seinem Sohn nun erfüllt. Es ist ein völlig anderes Gefühl in der Natur und bei den Menschen zu sein.
Ihre Fahrt ging zuerst nach Stettin entlang dem Oder-Neiße-Radweg. Dort nächtigen sie und fuhren weiter über Ueckermünde bis Anklam. Unterwegs musste öfter nachgeladen werden. In den Abendstunden erreichten sie deshalb erst die Insel Usedom. Am Schloss Stolpe halfen nette Gäste einer Ferienwohnung mit Strom aus, so dass es nach einer Stunde weiter gehen konnte bis Swinemünde, was um Mitternacht erreicht wurde. Am nächsten Tag ging es entlang dem Insel-Radweg bis Trassenheide. Hier wurde ebenfalls übernachtet, um am nächsten Morgen die Rückfahrt anzutreten. Am frühen Abend erreichte man Wilsickow, wo im Gutshaus übernachtet wurde. Am Morgen starteten sie die letzten 120 Kilometer Richtung Bad Freienwalde.
In Pinnow war die Eisschmiede zum Glück montags geöffnet, so dass die beiden mit leckeren Speisen und mit Strom nachgeladen gestärkt die letzten Kilometer nach Bad Freienwalde antreten konnten.
538 Kilometer standen am Abend des 5. Tages auf der Uhr des Kilometerzählers. Eine wirklich bemerkenswerte Tour mit vielen Erlebnissen. Sehr viele Menschen haben wir kennengelernt. Viele Gespräche in den Ladepausen und am Wegesrand geführt. Einfach herrlich. Nicht so herrlich sind leider oft noch die Radwege auf deutscher Seite. Auf einigen Stecken litten Mensch und Material schrecklich angesichts der Rüttelpisten. Im Polen waren wir sehr überrascht über die tollen Radwege überall. Hoffen wir, dass man auch hier bald gleich zieht.
Bernd Müller möchte mit dieser Tour andere Gehbehinderte motivieren, auch über ihre Grenzen zu gehen. Es lohnt sich. Auch wenn jede Bodenwelle einen Schmerz in den Arthrose-geplagten Hüften hervorrief. Es lohnt sich. Im Liegen wird es auch nicht besser.
Bernd Müller plant als nächstes, Werbebotschafter für den Schweizer Kyburz zu werden, um andere zu unterstützen. In Kürze geht es zudem mit einer Kinderfreizeit im die Schweiz.
Berg frei!